Das bedeutet nicht, dass humanoide Roboter Menschen ersetzen sollen. Vielmehr geht es darum, bestehendes Personal zu entlasten, Arbeitsplätze ergonomischer zu gestalten und zugleich die Effizienz zu steigern – ohne aufwändige Umbauten in bestehenden Produktionsumgebungen.
 
 Technologische Basis: Serienreife Systeme ab 2025
Die Humanoid Robot Study 2025 von Nexery zeigt: Ab diesem Jahr werden erste marktreife humanoide Systeme die Schwelle zur industriellen Nutzung überschreiten. Führende Anbieter wie Tesla, Apptronik, Neura Robotics oder Agility Robotics investieren massiv in Anwendungen, die speziell auf Produktions- und Logistikumgebungen zugeschnitten sind.
 
 Diese neue Robotergeneration vereint mehrere Schlüsseltechnologien:
 	-  	Hochgradige Beweglichkeit durch fortschrittliche Gelenk- und Antriebssysteme, die komplexe Handhabungsaufgaben ermöglichen 
-  	Künstliche Intelligenz für Navigation und Entscheidungsfindung, um auch in dynamischen, unstrukturierten Umgebungen sicher zu agieren 
-  	Sichere Mensch-Roboter-Kollaboration dank ausgefeilter Sensorik und Echtzeit-Kollisionsvermeidung 
-  	Modular anpassbare Greifsysteme, die das Handling unterschiedlichster Werkstücke und Werkzeuge erlauben 
Diese Eigenschaften machen humanoide Roboter erstmals zu einer wirtschaftlich tragfähigen Option für Gießereien – und zwar nicht nur als technologische Spielerei, sondern als produktive Ergänzung im Alltag.
 
 Konkrete Einsatzfelder in Gießereien
 Laut Studie liegt das derzeit größte Potenzial in zwei Bereichen: Intralogistik und Qualitätssicherung.
 	-  	In der Intralogistik können humanoide Roboter Materialtransporte zwischen Stationen übernehmen, Werkzeuge bereitstellen oder Bauteile sortieren. 
-  	In der Qualitätssicherung sind sie in der Lage, visuelle Prüfungen durchzuführen, Oberflächenfehler zu erkennen und Bauteile entsprechend zu klassifizieren. 
Mittelfristig – mit zunehmender Reife der Technologie – werden weitere Aufgaben erschließbar: die Bedienung von Maschinen, Nacharbeiten an Gussstücken, Wartungsarbeiten an Anlagen oder sogar die Unterstützung bei Rüstprozessen.
 
 Die vielversprechendsten Vorteile lauten:
 	-  	Reduktion körperlicher Belastungen für Mitarbeitende 
-  	Konstante Prozessqualität unabhängig von Schicht, Tagesform oder Personalbesetzung 
-  	Höhere Prozessstabilität, auch bei kleineren Losgrößen oder variierenden Aufträgen 
Erfolgreicher Einstieg in die Technologie
Die Studie empfiehlt ein schrittweises Vorgehen, um Risiken zu minimieren und Nutzen schnell sichtbar zu machen:
 	-  	Statusaufnahme ergonomisch kritischer Tätigkeiten und Identifikation potenzieller Einsatzfelder 
-  	Bewertung der Automatisierbarkeit unter Berücksichtigung technischer, wirtschaftlicher und organisatorischer Faktoren 
-  	Pilotierung eines klar abgegrenzten Anwendungsfalls zur Erprobung unter realen Bedingungen 
-  	Integration in den Regelbetrieb sowie paralleler Aufbau internen Know-hows 
Ein klar definierter Pilotprozess sorgt dafür, dass nicht nur technologische Machbarkeit, sondern auch Wirtschaftlichkeit und Akzeptanz im Betrieb überprüft werden können.
 
 Handlungsbedarf für Entscheider
 Für Führungskräfte in Gießereien bedeutet das:
 	-  	Technologie-Scouting jetzt starten, um relevante Anbieter und Lösungen frühzeitig zu identifizieren 
-  	Pilotprojekte initiieren und bewerten 
-  	Interne Ressourcen (Technik, IT, Prozessmanagement) gezielt aufbauen 
-  	Herstellerkontakte prüfen und Kooperationen ausloten 
Wer heute einsteigt, verschafft sich einen Wettbewerbsvorsprung. Neben kurzfristigen Effizienzgewinnen entsteht auch die strategische Möglichkeit, zukünftige Anforderungen – etwa durch strengere Arbeitsschutzauflagen oder steigende Qualitätsanforderungen – proaktiv zu erfüllen.
 
 Fazit
 Humanoide Robotik markiert einen Wendepunkt in der industriellen Automatisierung. Gerade in der Gießereitechnik schließen diese Systeme Lücken, für die es bisher keine wirtschaftlich tragfähigen Lösungen gab. Sie verbinden die Flexibilität menschlicher Arbeitskräfte mit den Vorteilen maschineller Präzision und Ausdauer.
 
 Unternehmen, die sich jetzt mit der Technologie auseinandersetzen, sichern nicht nur ihre Produktivität, sondern auch ihre langfristige Wettbewerbsfähigkeit – in einer Industrie, in der Innovationsbereitschaft über den Erfolg von morgen entscheidet.
 
 Über den Autor:
 Tobias Bock ist Managing Partner bei Nexery und Experte für technologische Strategien in der Industrie. Die vollständige „Humanoid Robot Study 2025“ ist über www.nexery.de erhältlich.